Biosicherheit in der Rinderhaltung
Seit Freitag, 04.04.2025, ist die „Risikoampel Rind“ der Uni Vechta online eingestellt. Dieses Tool gibt es schon seit einigen Jahren für geflügel- und schweinehaltende Betriebe und eben jetzt auch für rinderhaltende Betriebe.
Die Risikoampel für Rinder bietet Betrieben jeder Größe die Möglichkeit, ihre individuelle Biosicherheit objektiv beurteilen zu lassen. Die Nutzung ist für die Tierhalter anonym.
Der Rindergesundheitsdienst Sachsen-Anhalt empfiehlt allen Betrieben die Nutzung dieses Tools.
Die Tierseuchensituation in Deutschland war im Speziellen für die Tierart Rind in den vergangenen Jahrzehnten trügerisch ruhig, so dass das „unliebsame“ Thema „Biosicherheit“ auf der Prioritätenliste nie wirklich so weit oben stand, wie die Problematik es verdient. Die Gefahr der Eintragung von Seuchen war und ist aber schon immer da. Die Ausbreitung der MKS in der Slowakei und Ungarn zeigt dies gerade erneut auf.
Die Beurteilung kann online erfolgen, was sicherlich der empfehlenswerte Weg ist. Es ist aber auch möglich, sich eine Excel-Tabelle herunterzuladen und die Fragen offline zu beantworten. Die Bearbeitung dauert ca. 30-45 min. Ein Ergebnis gibt es sofort.
Den Link zur Risikoampel finden Sie hier:
https://risikoampel.uni-vechta.de/
Maul- und Klauenseuche (MKS)
Am 10.01.2025 hatte das FLI bestätigt, dass in einer Mutterkuhhaltung im Landkreis Märkisch-Oderland (Brandenburg) die Maul- und Klauenseuche ausgebrochen war. Die Eintragsquelle wurde bis zum heutigen Tag nicht geklärt. Die Untersuchungen der Betriebe in den eingerichteten Sperrzonen sowie die umfangreichen Untersuchungen in allen deutschen Bundesländern haben eine bis dahin befürchtete unerkannte Ausbreitung der MKS in Deutschland glücklicherweise nicht bestätigt.
Die Kommission der EU hebt zum 11.04.2025 alle eingerichteten Sperrzonen in Deutschland auf.
Die Weltorganisation für Tiergesundheit (WHOA) hat der Einrichtung einer sogenannten „Containment Zone“ zugestimmt. Diese Containment Zone entspricht derjenigen Teile der Bundesländer Berlin und Brandenburg, die innerhalb eines Umkreises von 6 km um den Ausbruchsort liegen (siehe Anhang II des DB (EU) 2025/323). Die WHOA hat weiterhin beschlossen, dass für alle Gebiete Deutschlands außerhalb dieser Containment Zone - somit auch für Sachsen-Anhalt - ab dem 12.03.2025 der Status „MKS-frei ohne Impfung“ wiedereingesetzt wird.
Zwischenzeitlich ist am 07.03.2025 in einem rinderhaltenden Betrieb in Ungarn (1.418 Milchkühe) die Maul- und Klauenseuche ausgebrochen. Dieses Ereignis zeigt erneut, wie groß die Gefahr des Eintrags dieser Tierseuche auch in jahrzehntelang als MKS-frei geltende Länder ist. Um so wichtiger ist es, dieser Gefahr mit betriebsspezifischen Maßnahmen zu begegnen. Die wichtigsten Informationen zur MKS finden sie hier:
Die Afrikanische Schweinepest ist weiter auf dem Vormarsch!
Von Dr. K. John, Schweinegesundheitsdienst
Die Tierseuchenkasse Sachsen-Anhalt möchte die aktuelle Situation im Zusammenhang mit der Afrikanischen Schweinepest zum Anlass nehmen, alle Schweine haltenden Betriebe zu sensibilisieren, ihre Biosicherheitsmaßnahmen zu überprüfen. Aktuell weist das Friedrich-Löffler-Institut 22 betroffene Länder in Europa aus, in denen die ASP bei Wild- und/oder Hausschweinen vorkommt. In Deutschland sind in den letzten Wochen die Bundesländer Hessen und Rheinland-Pfalz hinzugekommen. Im Süden Hessens sind sogar mehrere Hausschweinebestände betroffen. Auch wenn die epidemiologischen Untersuchungen noch nicht abgeschlossen sind, kann ein Eintrag durch den Menschen, z.B. durch weggeworfene Fleischerzeugnisse, dabei nicht ausgeschlossen werden. Erste Untersuchungen lassen jedenfalls vermuten, dass das Virus nicht zwingend aus heimischen Wildschweinbeständen eingetragen wurde. Deutschland als eines der wichtigsten Transitländer, aber auch als Land mit einer hohen Quote an Arbeitskräften aus gefährdeten Regionen ist hier besonders betroffen. Auch in hiesigen Schweineanlagen sind ausländische Mitarbeiter beschäftigt. Deshalb wird Betriebsleitern empfohlen, mit diesen Mitarbeitern das Gespräch zu suchen und diese aufzufordern, keine Fleisch- und Wurstwaren aus ihren Heimatländern mitzubringen! Traditionell werden heimische Produkte gern mitgeführt, da man auch in der Ferne nicht darauf verzichten möchte, aber die aktuelle Gefährdungslage lässt hier keine Spielräume. Dabei handelt es sich nicht immer nur um Produkte aus Hausschlachtungen, sondern selbst in kommerziell gehandelten Waren wurde schon ASP-Virus nachgewiesen.
Die Marktlage in der Schweinebranche hat sich erfreulicherweise seit einiger Zeit wieder erholt und die Betriebe erzielen, soweit hier bekannt, kostendeckende Erlöse. Ein Ausweiten der Afrikanischen Schweinepest würde diese Entwicklung massiv gefährden. Wie schnell die gesamte Lieferkette betroffen sein kann, hat der Viruseintrag beim Schlachthof Weißenfels gezeigt, der über infizierte Schweine aus Mecklenburg-Vorpommern erfolgt ist.
Bei Betriebsbesuchen durch den Schweinegesundheitsdienst werden gelegentlich auch Mängel im Zusammenhang mit der äußeren Absicherung der Anlagen festgestellt. So finden sich defekte Zäune oder offenstehende Zufahrten, durch die Wildschweine leicht an die Anlagen gelangen können.
In dem Zusammenhang wird nochmals auf das ASP-Früherkennungsprogramm der Tierseuchenkasse verwiesen, welches Ferkel erzeugenden Betrieben und Mastbetrieben die Möglichkeit bietet, wöchentlich zwei Falltiere mittels Blutproben beim Landesamt für Verbraucherschutz in Stendal untersuchen zu lassen. Die Kosten für die Diagnostik übernimmt die Tierseuchenkasse. Alle Betriebe, die noch nicht teilnehmen, sind aufgerufen einzusteigen. Der Früherkennung eines Seucheneintrags kommt eine ganz entscheidende Bedeutung bei der Schadensminimierung des eigenen Bestandes aber auch anderer Betriebe zu, insbesondere im Zusammenhang mit Handelsrestriktionen.